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redaktion / 01.05.2022

Was wächst denn da? Waldmeister

Was mach ich draus? Der Waldmeister, ein Maibote

Der Wonnemonat Mai ist wohl einer der schönsten Monate im Jahr! Er bringt uns viel frisches Grün und die ersten richtig warmen Tage. Meist fallen einige Feiertage in den Mai, damit sind wiederum Traditionen und mancherorts auch Rituale verbunden. Im Norden Europas begrüßt man den Mai oft noch mit der Walpurgisnacht, bei uns werden unter Tanz und Gesang Maibäume aufgestellt, Kinder pflücken Sträuße aus Maiglöckchen. Aber noch eine Pflanze ist absolut typisch für diese Zeit: der Waldmeister, auch Maiblume genannt!

 

Waldmeister – das hübscheste aller Wildkräuter

Der Waldmeister hat viele Bezeichnungen: Waldmutterkraut, Herzfreude, Duftlabkraut, Walpurgiskraut oder Feenkraut … Und wirklich, wenn so ein Waldmeister-Teppich zu blühen beginnt, sieht es aus, als würden lauter kleine Elfchen über dem Waldboden schweben. Die Pflanze ist mit ihren an ein Ballettröckchen erinnernden Blättern und den hauchzarten weißen Blüten wohl das hübscheste aller Wildkräuter! In alten Zeiten war der Waldmeister auch als Heilpflanze bedeutend. So wurde er zum Beispiel gebärenden Frauen ins Bett gelegt, um die Geburt zu erleichtern, er wurde bei Ekzemen und Geschwüren aufgelegt, und ein Tee aus Waldmeisterblättern half bei Schlafstörungen und bekämpfte Schwermut. Zudem wurde das Kraut in vielen Stuben aufgehängt, um Hexen und böse Geister fernzuhalten.

Botanisches rund um den Waldmeister

Der Waldmeister gehört zur Familie der Rötegewächse (verwandt mit Kaffee und dem Chinarindenbaum) und zur Gattung der Labkräuter, daher auch der Name „Duftlabkraut“, bekannt sind hier auch das Wiesenlabkraut und das Klettenlabkraut. Der Waldmeister ist eine mehrjährige, krautige Pflanze mit einem kriechenden Wurzelstock (Rhizom), so ist er häufig in großen Teppichen anzutreffen. Die jeweils sechs bis acht ovalen Blättchen sind quirlförmig um den vierkantigen Stängel angeordnet. Die Pflanze wird bis zu 40 cm hoch, die kleinen weißen Blüten bilden schirmförmige Dolden aus. Er liebt nährstoffreiche Lauberde, weshalb er hauptsächlich in Laub- und Mischwäldern, besonders in Buchenwäldern, vorkommt.

Waldmeister im Garten

Waldmeister ist eine anspruchslose, unkomplizierte Pflanze und lässt sich auch im eigenen Garten ziehen, am besten eignet sich ein schattiger Platz unter einer Laubbaumgruppe mit einem feuchten, nährstoffreichen Boden. Die Anzucht erfolgt mittels Samen, die am besten zwischen Oktober und Februar ausgebracht werden (der Waldmeister ist ein Kaltkeimer!). Nach der Aussaat die Samen miteiner dünnen Erdschicht bedecken.

Im Sommer muss in Trockenperioden gegossen werden, über den Winter bedeckt man die Fläche mit Laub und Reisig.

Waldmeister

Gesundheit

Waldmeister wirkt krampflösend und beruhigend, blutreinigend und antiseptisch. Im Mittelalter war er medizinisch von großer Bedeutung, er kam zum Einsatz bei Lebererkrankungen, Geschwüren, Regelbeschwerden, Venenerkrankungen (gefäßerweiternd) und Harnwegsentzündungen.

Hieronymus Bock, deutscher Arzt und Botaniker aus dem 16. Jh., nannte die Pflanze „Herzfreud“ und „Leberkraut“. Er schrieb: „diß kreutlein mit seiner blüet pfleget man in wein zulegen“, diesen sollte man dann trinken, um „also ein fröligkeit und gesunde leber davon zuerlangen“.

Der Inhaltsstoff Cumarin verleiht ihm seine Heilkraft, ist jedoch in zu großen Mengen genossen nicht ungefährlich. Deshalb ist er in der Medizin nicht mehr zugelassen und wird heute nur mehr als Hausmittel in Form von Tee verwendet. Cumarin hilft bei Kopfschmerzen und Migräne, jedoch darf man auf keinen Fall zu großzügig dosieren, denn zu viel von diesem Stoff kann auch der Auslöser für Kopfschmerzen sein!

Teezubereitung (z. B. bei Schlaflosigkeit, Nervosität): 3 Zweige getrockneten Waldmeister mit 250 ml kaltem Wasser ansetzen, einige Stunden stehen lassen, dann abseihen und vor dem Schlafengehen trinken. Nach Wunsch Honig zugeben.

Waldmeister in der Küche

Geerntet wird der Waldmeister hauptsächlich im April und Mai vor der Blüte, danach wird er etwas bitterer im Geschmack, kann aber immer noch verwendet werden. Man pflückt die ganze Pflanze, dabei den Stiel vorsichtig über dem Waldboden mit dem Daumennagel abknicken, um die Wurzel nicht auszureißen.

Wichtig: Das Cumarin, das ja für den unverwechselbaren Duft des Kräutleins verantwortlich ist, entwickelt sein Aroma erst, wenn die Pflanze leicht zu trocknen beginnt.

Man bindet den Waldmeister am besten zu kleinen Sträußen zusammen und hängt sie an einem luftigen Ort für ein paar Stunden auf, bis sie welk geworden sind. Will man die Zweige für den Winter konservieren, lässt man sie ganz trocken werden und hebt sie lichtgeschützt und luftdicht verpackt auf, so halten sie bis zu einem Jahr.

Achtung beim Trocknen: Am besten im Freien an einem trockenen, sonnigen Tag aufhängen!

Maibowle

Gerne wird der Waldmeister auch für die berühmte Waldmeisterbowle (Maibowle) verwendet, die schon den Germanen im 9. Jh. bekannt war. Dafür 1 Handvoll Waldmeister (die Blüten und die obersten beiden Blattreihen) ein paar Stunden leicht anwelken lassen, dann in 80 ml Rum ansetzen (2 Stunden), abseihen und den Ansatz mit 1 Flasche Weißwein und 1 Flasche Sekt aufgießen. Wer mag, kann auch beliebige Früchte hinzufügen, besonders gut schmeckt die Bowle mit frischen Erdbeeren!

 

Karins Extra-Tipp: Getrockneter Waldmeister ist die beste Waffe gegen Kleidermotten! Einfach ein paar Zweige in den Schrank hängen oder mit Lavendel und Salbei mischen und hübsche selbst genähte Duftkissen damit befüllen!

 

Waldmeister-Rezepte

Waldmeistersirup.jpg Waldmeistersirup
Waldmeistersorbet.jpg Waldmeistersorbet

Text, Rezepte und Fotos: Karin Sidak (www.tatort-kueche.at)

Enthalten in Kochen & Küche Mai 2018

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